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Fürst Wladimir und der russisch-ukrainische Konflikt


Zum tausendjährigen Todestag von Fürst Wladimir soll im Zentrum Moskaus ein Denkmal errichtet werden.


Der Fürst Wladimir, der als Wladimir der Heilige und Wladimir der Große in die Geschichte einging, errichtete seinerzeit das Reich der Ostslawen. Er gab den unorganisierten ostslawischen Völkern eine einheitliche Kultur und die russisch-orthodoxe Kirche. Die Rus, wie das Gebiet der Ostslawen genannt wurde, stieg zu einer regionalen Macht auf und stand anderen Großreichen dieser Zeit plötzlich auf Augenhöhe gegenüber.


Rus und Russland erlebten innerhalb von Tausend Jahren vier strittige Reformatoren, die das Land von Grund auf veränderten: Fürst Wladimir, Peter den Großen, Lenin und Jelzin. Durch den heutigen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine erlebt Wladimir zurzeit ein politisches Revival.


Im Jahr 980 bestieg Wladimir den Thron in Kiew infolge einer blutigen Revolte, die er mithilfe skandinavischer Söldner organisiert hatte. Die wichtigste Reform seiner 37-jährigen Amtszeit wurde die Erklärung des Christentums zur Staatsreligion. Dafür wird er heute von der russisch-orthodoxen Kirche als ein Heiliger verehrt. Im Jahr 988 ließ er sich und anschließend die gesamte Bevölkerung taufen.


Der Grund für den plötzlichen religiösen Kurswechsel vom Paganismus zum Christentum war offensichtlich politischer Natur. Die Zugehörigkeit zum Christentum ermöglichte den Zugang zum christlichen Europa. Fürst Wladimir strebte eine Öffnung gegenüber der internationalen Gemeinschaft an.


In der heutigen Ukraine wird Wladimir bereits viel länger verehrt als in Russland. Sein Denkmal steht in Kiew seit 1853. Das erklärt sich daraus, dass sich sein politischer Einfluss samt Reformen von dort ausbreitete. Vielleicht spielt es aber auch eine Rolle, dass die Ukraine territorial und kulturell Europa schon immer näher stand als Russland und sich mit Wladimirs Intentionen - ein Teil des etablierten Westens zu werden - besser identifizieren kann.


Für Russland ist Wladimir dagegen in erster Linie der Begründer der russisch-orthodoxen Kirche und ein Machthaber, der es verstanden hat, die Rus auf eine zuvor nicht gekannte Größe zu bringen.


Das neue Denkmal in Moskau soll im November eingeweiht werden. Die Statue wird zehnmal so groß sein, wie die in Kiew und soll in der Nähe des Kremls aufgestellt werden. Die gegenwärtige politische Situation lässt erahnen, dass der tausendjährige Todestag nicht der einzige Anlass dafür ist.


Vielmehr ist es eine Zeichensetzung gegenüber den Ukrainern. Der Krieg zwischen den beiden Staaten erstreckt sich nämlich auch auf die jeweilige nationale Geschichtsschreibung. Beide Parteien versuchen Beweise ans Land zuziehen: wessen Volk, Sprache, Kultur etc. älter ist und historisch bedeutender sei.

Der russische Wladimir soll schon allein durch seine Wucht von 24 Metern zeigen, dass er zur russischen glorreichen Geschichte gehört und von der Ukraine nicht vereinnahmt werden soll.


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